Um Bewegung möglich zu machen, braucht es u.a. Muskulatur. Und da im Organismus unserer Hunde verschiedene Arten von Bewegung nötig sind, sind auch verschiedene Arten von Muskulatur vorhanden.
Die quergestreifte Muskulatur
Sie wird auch
Skelettmuskulatur genannt und zählt zum aktiven Bewegungsapparat. Sie bewegt
den Körper im Raum, gibt ihm gleichzeitig Standfestigkeit. Sie ist willkürlich,
d.h. aktiv steuerbar.
Die glatte Muskulatur
Sie bewegt die Hohlorgane des
Körpers wie den Magen oder den Darm. Der Begriff „Peristaltik“ (Bewegung des
Darms, um den Nahrungsbrei zu transportieren) ist uns wohl geläufig. Sie ist
unwillkürlich, also nicht aktiv beeinflussbar und wird durch das vegetative
Nervensystem gesteuert.
Die Herzmuskulatur
Sie ist eine besondere Form
der quergestreiften Muskulatur und dient der Bewegung des Herzens, arbeitet
autonom und wird ebenfalls vom vegetativen Nervensystem gesteuert.
Diese verschiedenen Arten von
Muskeln haben eine Gemeinsamkeit: Die Fähigkeit zur Kontraktion!
Sie unterscheiden sich aber in
ihrer Versorgung durch verschiedene
Nervenbahnen, in ihrer Erregbarkeit, in ihren zellulären Verbindungen und in
der Differenzierung im Mikroskop.
Die Skelettmuskulatur des Hundes
Damit sich unsere Hunde bewegen, laufen, springen, sich hinsetzen oder auch nur stehen können, brauchen sie Muskeln.
Somit liegt die Hauptfunktion der Skelettmuskulatur in der Fortbewegung, in der Stütze des Knochenapparates und in der bewussten Ausführung verschiedener Bewegungen, zusätzlich hilft sie aber auch bei der aktiven Ein- und Ausatmung und dient u.a. auch als Proteinspeicher.
Sie umhüllt in mehreren Schichten den Körper, von einer tiefen Muskelschicht nahe am Knochen bis hin zur sogenannten oberflächlichen Schicht mit Muskeln, die tastbar sind und dem Körper seine sichtbare Form geben.
Aufbau eines Muskels
Wie viele andere Strukturen im Organismus bildet sich auch ein einzelner Muskel aus mehreren Schichten.
Im Innersten eines Muskels
finden wir die kleinste kontraktile Einheit – das Sarkomer.
In diesem Sarkomer befinden
sich bestimmte Filamente
(Aktin und
Myosin), die nach einem entsprechenden
Reiz aneinander vorbeigleiten und so die Muskelkontraktion ermöglichen.
Die einzelnen Sarkomere sind in
einzelne Abschnitte durch sogenannte Z-Scheiben getrennt.
Viele einzelne Sarkomere bilden zusammen die Myofibrille – aus vielen Myofibrillen bildet sich eine Muskelfaser – aus vielen Muskelfasern bildet sich ein Muskelfaserbündel, das sogenannte Primärbündel – aus vielen Faserbündel bildet sich der Muskel, wie wir ihn kennen.
Damit bei Bewegung ein reibungsloses Aneinandergleiten der einzelnen Strukturen möglich ist, braucht es um jede Struktur- von der einzelnen Muskelfaser über die Faserbündel bis hin zum gesamten Muskel – eine Bindegewebsschicht, die sogenannten Faszien.
Jeder Muskel hat einen Ursprung und einen Ansatz. An den Extremitäten finden wir den Ursprung nahe dem Rumpf, den Ansatz vom Rumpf entfernt.
An jedem ihrer Enden laufen Muskeln in eine Sehne über, die die Verbindung zum Knochen darstellt und der Kraftübertragung vom Muskel zum Knochen dient. Ihre Straffheit verdanken die Sehnen dem hohen Anteil an kollagenen Fasern, die für die Zug und Reißfestigkeit verantwortlich sind.
Beispiel Vorderbein
Um eine Bewegung ausführen zu können, muss ein Muskel mindestens ein Gelenk überspannen, manche Muskeln überziehen zwei oder mehr Gelenke. Bei der Bewegung zieht der Muskelansatz Richtung Muskelursprung und beugt oder streckt damit das dazwischenliegende Gelenk.
Eine Bewegung wird nie von einem einzelnen Muskel alleine durchgeführt, sondern von ganzen Muskelgruppen.
Der „Hauptmuskel“ einer
Bewegung, z.b. einer Beugung im Ellenbogen, wird als Agonist
bezeichnet, das wäre in diesem Beispiel der Biceps. Alle
Muskelgruppen, die den Hauptmuskel in der Bewegung unterstützen, werden als Synergisten
bezeichnet.
Die gegenteilige Bewegung –
nämlich die Streckung des Ellenbogens –
wird durch die Gegenspieler, den Antagonisten, als "Hauptmuskel" herbeigeführt, in diesem Fall der Triceps. Auch er wird von Synergisten unterstützt.
Nach ihrer Hauptbewegungsrichtung können wir die Muskelgruppen in Beuger, Strecker, Rotatoren, Adduktoren (ziehen eine Extremität an den Körper heran) und Abduktoren (führen eine Extremität vom Körper weg) einteilen.
Wie der Name schon sagt
Anhand mancher Muskelnamen können wir auch die Anzahl der sogenannten Muskelköpfe erkennen, d.h. der Muskelursprung ist in mehrere Teile mit jeweils einer Ursprungssehne gesplittet.
So zeigt z.b. der M. bizeps an, dass der Muskel 2 Köpfe hat, der Trizeps hat 3, der Quadrizeps 4 Köpfe.
Ball-Junkie oder Couch-Potato
Das muskuläre Wachstum ist
ähnlich wie das Knochenwachstum (siehe Beitrag BAUKASTEN Hund – Die
Knochen): Es wächst mit seinen
Anforderungen!
Und natürlich wird der "Ball-Junkie" eine besser trainierte Muskulatur aufweisen können, als der "Couch-Potato", was aber nicht heißt, dass jeder Hund Hochleistungstraining machen sollte. Hier liegt der Fokus wieder auf einem gesunden Ausmaß.
Eine gut ausgebildete Muskulatur sorgt bis ins hohe Alter für Stabilität des Knochengerüstes, sie reduziert das Verletzungsrisiko und wirkt einem vorzeitigen Abbau entgegen. Sie kann bestehende knöcherne Defizite ausgleichen und hält unsere Hunde fit und gesund.
Welpen dürfen auf gar keinen Fall überfordert werden mit verschiedenen Trainings. Ein gutes Mittelmaß an Belastung, Erholung und Ruhe muss oberste Priorität haben!
Manche Hundehalter vertreten die Meinung, dass sie ihre Hunde bereits von Anfang an auf sportliche Aktivitäten hin trainieren müssen. Das ist in meinen Augen absolut kontraproduktiv. Der Welpe bewegt sich nach seinen Möglichkeiten, als Hundehalter kann ich ihn spielerisch mit isometrischen Übungen unterstützen – mehr aber auch nicht!
Isometrische Übungen
unterstützen
die Haltemuskulatur nahe am Rumpf, sie fördern die Stabilität der gelenkigen Anteile des knöchernen Apparates, die Körperwahrnehmung, das Gleichgewicht, die Balance und können in
das Spiel mit dem Kleinen gut integriert werden.
Diese Übungen sind allerdings für alle Hunde in jedem Alter hervorragend geeignet!!!
Intensives Training für
sportliche Leistungen sollte erst dann beginnen, wenn der Hund sein Wachstum
abgeschlossen hat.
Die Muskulatur ist sehr gut
trainierbar, dabei wird aber nicht die Anzahl der Muskelfasern erhöht, denn die
ist genetisch vorgegeben, sondern die Dicke der Fasern verändert sich.
Bei Inaktivität wird die
Muskulatur allerdings auch recht schnell wieder abgebaut.
Das gilt es zu beachten, wenn
sich der Hund aufgrund von Verletzungen o.ä. eine Zeitlang nicht ausreichend
bewegen kann.
Ebenso kann sich die
Muskulatur des Hundes durch ständige Überbelastung oder Fehlbelastung verspannen und das kann dann mitunter auch mit Schmerzen verbunden sein.
Das kennen wir, wenn wir z.B.
stundenlang vorm PC sitzen – da verspannt sich auch die Nackenmuskulatur.
An- oder verspannte Muskeln können aber sehr effektiv mit z.B. Massagen gelockert werden – da komme dann ich als Hunde-Masseurin ins Spiel :)
Wenn wir also darauf achten, dass unsere Hunde eine ausgewogene, den Anforderungen entsprechende Muskulatur aufbauen können, tun wir unseren Fellnasen etwas Gutes und können sie so bis hohe Alter relativ fit halten.
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