Wenn wir an Knochen denken, sehen wir eine starre, unveränderbare Struktur vor uns, die eher leblos wirkt… aber das ist sie in Wirklichkeit gar nicht! Knochengewebe ist ein dynamisches Gewebe, das mit seinen Belastungen wächst, bei Inaktivität schrumpft und ständigen Umformungen unterliegt.
Knochen sind Teil des Stütz-
und des passiven Bewegungsapparates und sie erfüllen eine Reihe von Aufgaben:
-) Sie dienen der Stütze,
Stabilität und Formgebung
-) Sie erfüllen eine
Tragefunktion
-) Sie ermöglichen Bewegung und
Kraftübertragung
-) Sie schützen innere Organe,
wie Gehirn, Herz, Lungen
-) Sie dienen der Blutbildung
und Hormonproduktion
-) Sie speichern u.a. Kalzium,
Phosphat oder auch Magnesium
Formvielfalt
Das Skelett des Hundes
beinhaltet eine Reihe verschiedener Knochenformen. Wir finden
.) breite
und platte
Knochen
wie das Schulterblatt,
.) kurze
Knochen wie die
Wirbelknochen und
.) lange
oder Röhrenknochen
an den Extremitäten.
Knochen stehen über unterschiedliche Strukturen auch immer in Verbindung zueinander. So verbinden etwa Gelenke die Röhrenknochen der Vorder- und Hinterbeine oder Knochennähte die einzelnen Schädelknochen miteinander.
Eine Ausnahme bildet das Schulterblatt. Während es beim Mensch gelenkig mit dem Schlüsselbein und damit mit dem Brustkorb in Verbindung steht, wird das Schulterblatt des Hundes lediglich muskulär am Rumpf gehalten! Der Hund hat kein Schlüsselbein.
Stabilität und Elastizität – wie passt das zusammen?
Das klingt nach Widerspruch in sich, denn wie kann etwas stabil und fest sein, wenn es gleichzeitig elastisch und zu einem gewissen Teil biegsam ist? Knochengewebe schafft es, diese Widersprüche in sich zu vereinen.
Am Beispiel eines Röhrenknochens, wie den Oberarm oder Oberschenkel, lassen sich im Querschnitt folgende Strukturen erkennen:
-) Ganz innen findet man zunächst die Markhöhle mit dem Knochenmark
-) Diese wird von der
Knochen-Innenschicht umhüllt wird, der Spongiosa.
Diese Schicht erinnert in der Struktur an einen Schwamm. Sie weist viele
Querverbindungen (Trabekeln) auf, die sich je nach Druck- und Zugbelastungen
auf den Knochen verformen und ausrichten und so eine gewisse Elastizität des
Knochens gewährleisten.
-) Die Spongiosa wird von
einer harten, festen Knochenschicht umhüllt, der Substantia compacta.
Sie gibt
dem Knochen die nötige Stabilität.
-) Der gesamte Knochen wird
außen von einer Knochenhaut umgeben, dem Periost.
Im Periost verlaufen viele
Blutgefäße und Nerven, deswegen ist es auch sehr schmerzempfänglich. Außerdem dient
es als Ansatzfläche für die Sehnen der Muskulatur.
Aber auch der Knochen selbst ist gut durchblutet. Im Mikroskop erkennt man feine Kanäle in der Substantia compacta, in denen jeweils ein Blutgefäß und auch ein Nerv verlaufen. Diese Kanäle sind untereinander mit weiteren kleinsten Kanälen verbunden. Die Durchblutung des Knochens ist wichtig für den Calcium-Stoffwechsel.
Rund um diesen Kanal findet man lamellenförmig angeordnete Knochenzellen und Knochenmatrix (Grundsubstanz, die alle Zellen umhüllt). Diese Struktur nennt man Osteon und ist die kleinste funktionelle Grundeinheit. Die einzelnen Osteone stehen natürlich auch miteinander in Verbindung.
Knochenzellen
Wie schon erwähnt, ist das
Knochengewebe ständigem Auf- und Abbau unterworfen und wird je nach
Beanspruchung geformt. Dazu werden spezifizierte Zellen benötigt:
.) Osteoblasten
Sie sind für den
Knochenaufbau zuständig. Sie entstehen aus Vorstufen der Knochenzellen im
Knorpelgewebe und bilden kollagene Fasern um sich herum, in die dann Mineralstoffe
eingelagert werden, z.b. Kalzium. Damit wird die zuerst weichere (Knorpel)Masse
zu festem Gewebe.
.) Osteozyten
Sie sind die reifen
Knochenzellen, die aus den Osteoblasten entstehen. Sie produzieren keine
kollagenen Fasern mehr, allerdings stehen sie mit anderen Knochenzellen über
feinste Kanäle in Verbindung und dienen so der Kommunikation zwischen den
Zellen. Dadurch ist eine Anpassung an verschiedenste Belastung und
Beanspruchung möglich.
.) Osteozyten
Sie dienen dem Knochenabbau.
Sie werden z.b. bei Inaktivität aktiv und bauen nahe der Knochenoberflächen
durch Sekretion von bestimmten Enzymen Knochengewebe ab.
Osteoblasten arbeiten eng mit den Osteoklasten zusammen, denn wo Knochenabbau stattfindet, wird auch der Knochenaufbau wieder aktiviert.
Lang und breit
Bleiben wir beim Beispiel des
Röhrenknochens. Wie wird er so, wie er ist?
Nun, prinzipiell ist das
Knochenwachstum genetisch bestimmt, wird aber durch diverse Faktoren mit
beeinflusst.
Der Länge nach wächst der Röhrenknochen an den Epiphysenfugen nahe den Knochenenden. Dort ersetzen Knochenzellen den bestehenden Knorpel und bewirken so, dass der Knochen immer länger wird. Kommt der Hund in die Pubertät und werden Geschlechtshormone freigesetzt, bewirken diese den Schluss der Epiphysenfugen und das Wachstum kommt zum Stillstand. Beim Hund erfolgt dieser Epiphysenfugenschluss je nach Rasse im Durchschnitt zwischen 1 – 1,5 Jahren als Richtwert.
Der Dicke nach formt sich ein Knochen ein Leben lang. Das Wachstum in die Breite wird vom Knochenumbau und den Belastungen, die auf den Knochen wirken, beeinflusst.
Vitamine für die Knochen
… aber auch Mineralsalze sind essentiell für einen gesunden Knochen! Zwei Drittel eines Knochens bestehen aus diesem anorganischen Material.
Das restliche Drittel besteht aus organischem Material. Darunter versteht man Fette, Kohlehydrate und kollagene Fasern.
Generell ist zu sagen, dass eine ausgewogene Ernährung und eine ausgeglichene körperliche Aktivität das Knochenwachstum positiv unterstützt. Zuviel Bewegung oder sportliche Aktivität ist vor allem beim Welpen und Junghund eher kontraproduktiv, da sich das Knochenwachstum an diesen Einflüssen orientiert und es bei einseitigen Belastungen eben auch zu einem einseitigen Knochenwachstum kommt. Andrerseits ist aber zu geringe Bewegung auch nicht der richtige Weg, weil dabei das Knochenwachstum nicht unterstützt wird.
Auch beim älteren Hund ist eine ausgewogene Bewegung wichtig. Da im Alter generell der Abbau des Knochens gegenüber dem Aufbau überwiegt, kann man mit Bewegung diesem Prozess etwas entgegenwirken.
Wie so oft ist dabei das gesunde Mittelmaß die richtige Wahl!
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