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Wie ich zur Massage kam

  • von Lilli Nastl
  • 27 Mai, 2020

....naja – auf Umwegen, würde ich sagen :)
Meine Güte – wie lange ist das her!!!!!!! Über 3 Jahrzehnte - uff!!!!!

Eigentlich war ja ein kaufmännischer Beruf vorgesehen, aber nach der HAK-Matura und einigen eher unerquicklichen Erfahrungen in der Uni- und Bürowelt war für mich klar, ich muss was anderes machen.

Also auf in neue Ausbildung – ein 2-jährige Kosmetikschule! Das Grundthema – nämlich die Kosmetik – war im Grunde genauso verfehlt für mich wie die Handelsakademie davor - und mein lieber Papi erlaubte sich schon nach dem ersten Semester Zweifel, ob ich die restlichen 3 überhaupt fertig mache –, 
...ABER: Dort lag tatsächlich der Grundstein für eine lebenslange Leidenschaft!!!
(Und ja! Ich biss mich alle 4 Semester durch ;) )

Welcher Grundstein?

In dieser Schule kam ich zum ersten Mal mit den Themen der menschlichen Anatomie, Physiologie etc. und vor allem mit der klassischen Massage in Berührung!

Noch war ich nicht ganz so fasziniert von diesem Thema, aber das Interesse war geweckt und deshalb entschied ich mich für weitere Ausbildungen in diversen Massagetechniken – zuerst der Heilmasseur in Wien und danach die Lymphdrainage – direkt an der Quelle in der Dr. Vodder-Schule in Tirol…..
...und von da an wandelte sich das Interesse in Faszination. Ich fand es unglaublich spannend, welche Möglichkeiten es beim Thema Massage und auch bei Alternativ-Behandlungen gab – da mussten unbedingt viele weitere Ausbildungen her.

Und ständig begleitete mich die Überlegung: Das muss doch bei Tieren ebenso funktionieren!!!

Der EINE Moment

Kurze Zeit später durfte ich ihn dann erleben – diesen einen Moment, wo man plötzlich weiß, DAS IST ES - GENAU DAS!

Zu der Zeit gehörte ein dunkelbrauner Warmblut-Wallach namens Robin zu unserer Familie. Der wurde auf der Koppel von einem aggressiven Stechmückenschwarm attackiert und das Ergebnis waren unzählige „Dippeln“ auf dem gesamten Pferd.
Ich besprach mich mit meiner Schwester – damals angehende Tierärztin und fast fertig mit dem Studium – und startete einen Versuch: 2 Stunden Lymphdrainage beim Pferd!
Mir fielen damals zwar fast die Arme ab, weil Robin natürlich größer war als ich und ich die meiste Zeit über Kopf arbeiten musste, aber ich wollte ihn unbedingt fertig behandeln – koste es, was es wolle! Beim Muskelkater am nächsten Tag wusste ich wenigstens, woher der kam.

Ich war schon während der Behandlung erfreulich erstaunt, wie ruhig Robin dastand und offensichtlich genoss – gesenkter Kopf, halb geschlossene Augen, völlig entspannt vor sich hin dösend.

Die wahre Überraschung erlebte ich aber einen Tag später: Robin war völlig „dippelfrei“!!! Kein einziger Mückenstich war mehr zu sehen!!! Und Robin war energiegeladen und gut drauf, als wäre nix gewesen!

Im Nachhinein denke ich, DAS war DER Moment, in dem die Entscheidung fiel, wohin mein Weg führt!

Massagen am Tier – damals noch belächelt

Damals war es anerkannt, den Menschen mit Massagen und auch Lymphdrainagen zu behandeln – kaum üblich war allerdings, diese Behandlungen auch an Tieren anzuwenden. Dass diesen Lebewesen damit aber auch geholfen werden kann, war nicht mal unter Tierärzten eine gängige Ansicht.

„Aber warum nicht?“, dachte ich mir. Immerhin sind Hunde, Pferde oder auch Katzen im Grunde nach demselben Prinzip aufgebaut. Muskeln sind Muskeln, Lymphsysteme sind Lymphsysteme. Und Verspannungen aufgrund Belastung oder schlechter Körperhaltung wird´s somit ja wohl auch beim Tier geben.

Also her mit der wenigen Literatur, die es damals zu diesem Thema gab, und schmökern, was das Zeug hält. Damit hatte ich einen gewissen theoretischen Background, den Rest hab ich mir in der Praxis angeeignet.

Zweifel gab´s genug

Vor 30 Jahren war´s – wie schon oben erwähnt – nicht mal für Tierärzte üblich, Massagen oder Lymphdrainagen als adäquate Behandlungsmöglichkeit für viele Indikationen in Betracht zu ziehen. Noch stärker war der Gegenwind bei den Tierbesitzern selbst. Dass man für eine Massage beim eigenen Hund auch noch bezahlen sollte, war für die meisten sowieso undenkbar. Wenn ich Leuten von solchen Behandlungen erzählte, erntete ich oftmals als Reaktion entweder ein mildes Lächeln, Kopfschütteln oder die Frage: „Ahso, sowas gibt´s?“

Und natürlich sind mir mitunter Zweifel gekommen, ob dieser Weg wirklich der richtige für mich ist. Abgesehen davon, hatte ich ja sowieso Jobs, mit denen ich meinen Lebensunterhalt verdiente – die Tiermassage lief immer nur so nebenbei. Also warum andere von etwas überzeugen wollen, das sie gar nicht interessiert?!?! Warum Tierärzte von Tiermassagen überzeugen wollen, wenn die lieber nach der üblichen Schulmedizin behandeln?!?! Warum Tierbesitzer davon überzeugen wollen, die das als Unsinn abtun?!?!

 

1000 Gründe, weiterzumachen

Aber dann durfte ich wieder Situationen erleben, die mich darin bestärkt haben, einfach weiterzumachen.

Ein sehr einprägsames Erlebnis war das mit einer Patientin meiner Schwester: Eine Hündin, die nach einem Unfall mit einem Auto ziemlich schlimm hergerichtet war – Fleischwunden, Knochenbruch am rechten hinteren Lauf, externer Fixateur zur Stabilisierung des Hinterbeines, schlecht heilende Wunde, erhebliche Schwellung am Bein…ein erbärmlicher Anblick....
Meine Schwester entschied, eine Lymphdrainage-Behandlung bei der Patientin zuhause durchzuführen. Die arme Hündin verkroch sich beim Anblick der Tierärztin, die noch dazu in Begleitung kam, sofort unter den Küchentisch.

Ich setzte mich in einigem Abstand zu ihr auf den Boden, durfte mich dann schön langsam nähern. Ihr verletztes Hinterbein versteckte sie, so gut es ging, vor mir, aber das machte nichts aus, denn ich begann die Lymphdrainage vorne am Hals. Offenbar spürte sie, dass ich ihr nichts Böses wollte, denn sie ließ mich gewähren und ich durfte mich sogar ihrem Beim nähern.
Die Haltung, die ich dafür einnehmen musste, war nach einiger Zeit recht ungemütlich und so rückte ich mich etwas zurecht – und ich habe heute noch den erstaunten, jedoch erfreuten Ausruf meiner Schwester im Ohr: „Schau! Sie kommt dir nach!!“  Tatsächlich rückte sich auch die Hündin zurecht und legte sich so, dass ich sie problemlos weiter behandeln konnte.

Von Scheu oder Furcht war nichts mehr zu sehen – die Hündin entspannte sich zusehends unter meinen Händen und machte den Eindruck, als könnte das ewig so weitergehen.
Nach der Behandlung war das Bein sichtlich abgeschwollen, die Hündin schien weniger Schmerzen zu haben, sie erschien uns weitaus entspannter als vor der Behandlung und hatte vor mir auch keine Angst mehr!

Dieses und viele andere Erlebnisse sind der Grund, warum ich unbedingt diesen Weg weiter gehen wollte.

Wie schaut´s heute aus?

Wenn ich heute so zurückblicke, bin ich froh, durchgehalten zu haben und dran geblieben zu sein. In den letzten Jahren hat sich die Situation generell massiv zum Guten hin verändert. Behandlungen mit Massagen beim Tier zur Gesunderhaltung und –wiederherstellung haben ordentlich an Bedeutung gewonnen und werden immer öfter von TierärztInnen empfohlen und von Tierbesitzern  angefragt….

...was mich sehr freut, weil „ich hab´s ja immer schon g´sagt, dass das gut ist!“ ;)

Tiermasseure und –fitnesstrainer schießen sprichwörtlich aus dem Boden – das Angebot ist mittlerweile riesengroß.
Ich hab die Anfänge miterlebt, hab mir vieles zunächst selber beigebracht und dann, wenn möglich, in Kursen gefestigt. Nach wie vor begeistern mich Themen rund um Gesundheit, Medizin und Alternativ-Behandlungen.

Das wahre persönliche Glück allerdings erfahre ich durch meine tierischen Klienten, die mir 1:1 zeigen, wie sehr sie die Behandlungen genießen und wie wohl sie sich dabei fühlen!
Und genau deshalb habe ich weitergemacht!!!!

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