Diese rote Flüssigkeit, die
den Körper unserer Hunde durchströmt, bekommt oft gar nicht die Aufmerksamkeit,
die ihr eigentlich zusteht. Erst durch eine Verletzung wird sie sichtbar – und
dann tun wir alles dafür, damit sie wieder unsichtbar wird, indem sich die
Wunde verschließt.
Dabei ist das Blut das Um und
Auf allen Lebens. Ohne Blut geht genau genommen gar nichts!
Es verbindet mit seinem Gefäßsystem alle Strukturen im Körper miteinander wie ein Straßennetz – von großen Gefäßen, die wie Autobahnen die Hauptverbindungen darstellen, bis hin zu kleinsten Dorfstraßen und Feldwegen, die auch noch das entlegenste Dorf mit dem großen Ganzen verbinden und versorgt damit den gesamten Organismus mit allen nötigen Stoffen.
Und es verdient viel mehr Beachtung, Respekt und gute Pflege, denn es erfüllt unzählige Aufgaben und arbeitet wie ein kleines Universum in sich, damit der Organismus so funktionieren kann, wie er soll.
WOHER KOMMT´S – WOHIN GEHT´S?
Beim erwachsenen Hund erfolgt
die Blutbildung im roten Knochenmark. Das befindet sich zwischen den Trabekeln in
den Endabschnitten der kurzen (z.B. Wirbelkörper), platten (Schulterblatt oder
Rippen) und auch Röhrenknochen. Gesteuert wird die Blutbildung über Botenstoffe
aus Organen wie der Niere, die Bescheid sagt, wenn z.B. mehr rote Blutzellen
gebildet werden sollen.
Beim Ungeborenen im
Mutterleib spielen auch noch die Milz und die Leber bei der Blutbildung eine
Rolle.
Am Anfang stehen die
sogenannten hämatopoetische Stammzellen.
Das sind Zellen im Knochenmark,
die auf das Kommando warten, sich zu teilen. Dabei sind sie ihrer künftigen
Entwicklung gegenüber noch völlig offen. Erst in weiteren Entwicklungsschritten
in verschiedene „Vorläuferzellen“
zeigt sich, was aus der betroffenen Zelle
eigentlich mal werden soll - ein rotes Blutkörperchen, eine Immunzelle oder sonstiges. Dieser Prozess wird Differenzierung
genannt.
Das Blut durchläuft in seinem Gefäßsystem den gesamten Organismus – bis auf Knorpelgewebe z.B. in den Gelenken sind alle Strukturen des Körpers an dieses System angebunden.
Damit die Versorgung
überallhin im Körper funktioniert, braucht es einen starken Motor – das Herz.
Das Herz funktioniert wie ein
Verteilerkreis und pumpt das Blut in zwei Kreisläufe.
Der eine ist der Lungenkreislauf
– dabei wird das Blut
vom Herz in die Lunge gepumpt, um dort mit Sauerstoff angereichert zu werden,
um danach in den zweiten Kreislauf – den Körperkreislauf
– überzugehen. So wird der Sauerstoff über das „Straßennetz“ bis in die
Peripherie – in die Kapillaren (kleinste Blutgefäße) - gebracht, dort kommt es
zum Gasaustausch, danach fließt das Blut
wieder zurück zum Herz, um erneut in den Lungenkreislauf gepumpt zu werden und
Sauerstoff aufzunehmen.
Diese Aufgabe wird von den
roten Blutkörperchen übernommen.
Blutzellen haben eine gewisse Lebensdauer. Ist diese vorüber, werden sie während ihrer Reise durch den Organismus abgebaut … sie werden jedoch nicht einfach entsorgt, wie ein Müllsackerl auf der Autobahnraststation … nein, Stoffe, die dem Organismus weiterhin nützen, werden „ recycelt“, nur der wirklich unbrauchbare Rest wird hauptsächlich über Milz und Leber entsorgt.
WAS IST ALLES DRIN IM BLUT?
Die Gesamtblutmenge beim Hund
beträgt ca. 8 – 9 % seines Körpergewichtes.
Da muss also doch einiges
drin sein, was dieses Gewicht rechtfertigt.
Blut ist also nicht einfach
nur rot eingefärbtes Wasser, sondern es besteht zu ca. 55 % aus Blutplasma und
zu ca. 45% aus festen Bestandteilen, den Blutzellen.
Blutplasma
Das Plasma ist der flüssige
Bestandteil des Blutes und besteht zu 90% aus Wasser, die restlichen 10 % sind
gelöste Stoffe, wie Proteine – Albumin, Globuline, Fibrinogen
(Gerinnungsfaktor) -, Elektrolyte, Mineralsalze, Enzyme, Hormone, Vitamine,
Harnstoff, Kreatinin und andere Substanzen.
Spricht man von Serum, sind
keine Gerinnungsfaktoren mehr enthalten.
Die Proteine machen den Hauptanteil der Substanzen im Plasma aus.
Albumin ist eines der wichtigsten Transportmoleküle und
kann – ähnlich wie ein Post-LKW – verschiedenste Substanzen wie Fettsäuren,
Hormone oder auch Pharmaka von einem Ort zum anderen bringen. Außerdem sorgt es
– wie auch Globulin - dafür, dass Flüssigkeit in den Gefäßen bleibt und nicht
ins Gewebe austritt.
Sollten also
Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe vorhanden sein, kann eine mögliche Ursache
im einem erniedrigten Albumin- oder Globulin-Gehalt im Blut liegen.
Bei den Globulinen möchte ich vor allem die Immunglobuline erwähnen, die bei Abwehrreaktionen des Immunsystems eine große Rolle spielen.
Blutzellen
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) durchlaufen mehrere Entwicklungsschritte im
Knochenmark. Die Vorläuferzelle (Retikulozyt), aus der ein richtiger Erythrozyt
wird, befindet sich bereits im Blut. Bei
einer Blutabnahme erkennt man anhand der Retikulozyten-Zahl dann auch, ob
eventuell gerade mehr rote Blutkörperchen produziert werden.
Der fertige Erythrozyt hat
keinen Zellkern und keine Zellorganellen mehr und ist stark verformbar.
Die Aufgabe der Erythrozyten
liegt hauptsächlich im Sauerstofftransport
in die
Körperzellen bis in die äußerste Peripherie und den Kohlendioxid-Rücktransport
aus dem Gewebe in die Lunge.
Deshalb macht es auch Sinn,
dass die Erythrozyten so formbar sind, denn sie müssen sich durch die dünnsten
Gässchen quetschen können, damit in den sogenannten Kapillaren der Gasaustausch
Sauerstoff gegen Kohlendioxid stattfinden kann.
In den Erythrozyten befindet sich das Hämoglobin, der Blutfarbstoff, das aus Eisen (Häm) und Protein (Globin) besteht und den roten Blutkörperchen ihre Farbe verleiht. Eisen bindet den Sauerstoff und dient diesem als Taxi durch das Gefäßsystem.
Erythrozyten haben beim Hund
eine Lebensdauer von ca. 120 Tagen. Insgesamt befinden sich ca. 5,5 – 8,5 Millionen Erythrozyten pro
Mikroliter Blut in unseren Hunden – eine fast unvorstellbare Zahl!
Die Anzahl ist abhängig von
der „Leistung“ des Hundes – ein sportlicher, bewegungsfreudiger Typ hat mehr
Erythrozyten als ein „Sofa-Surfer“, da der Sauerstoffbedarf höher ist und somit
mehr rote Blutzellen vorhanden sein müssen, um den Sauerstoff zu
transportieren.
EPO
hat als Dopingmittel leider traurige Berühmtheit
erlangt.
Dabei ist das EPO –
Erythropoetin – lediglich ein Botenstoff, der in der Niere gebildet wird und
hauptverantwortlich für die Bildung der roten Blutkörperchen ist.
Braucht der Organismus mehr
Erythrozyten, weil er mehr Sauerstoff braucht, um die körperliche Leistung zu
erhöhen, wird EPO vermehrt ausgeschüttet und regt damit die Produktion der
Erythrozyten an.
Aber auch die Leber und Hormone aus Schilddrüse und Nebennierenrinde reden da ein Wörtchen mit.
Auch weiße Blutkörperchen (Leukozyten) durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien im Knochenmark. Sie entstammen denselben Vorläuferzellen wie die roten Blutkörperchen, allerdings verlassen die meisten von ihnen als ausgereifte Zellen die Blutbahn und siedeln sich in verschiedenen Geweben oder im Lymphsystem.
Sie verwalten als Immunzellen das Immunsystem. In meinem Blog-Beitrag „Das Immunsystem des Hundes“ habe ich sie bereits ausführlich beschrieben – ein Blick dorthin lohnt sich für jeden Interessierten.
Deshalb beschränke ich mich hier auf eine allgemeine Zusammenfassung der weißen Blutkörperchen.
Granulozyten:
machen den Hauptbestandteil der Leukozyten aus
- die neutrophilen
Granulozyten: auf das Eliminieren von Bakterien
spezialisiert.
- die eosinophilen
Granulozyten: auf die Parasiten-Abwehr
spezialisiert, Teil des Allergie-Geschehens
- die basophilen
Granulozyten: eher im Gewebe, beinhalten Histamin
(Entstehung von
Entzündungsreaktionen)
Monozyten: Fresszellen, Makrophagen befinden sich im Gewebe
Lymphozyten: hauptsächlich in Lymphknoten und Lymphgefäßen und in der Darmwand, spezialisiert auf jeweils 1 Antigen
- B-Zellen: können Gedächtniszellen entwickeln
- T-Zellen: werden von T-Helferzellen bei der
Immunabwehr unterstützt
- NK-Zellen: natürliche Killerzellen,
unterstützen B- und T-Zellen
Die Dritten im Bunde sind die Blutplättchen (Thrombozyten). Sie sind für die Blutgerinnung zuständig und werden bei der kleinsten Wunde aktiv. Ist ein Gefäß verletzt, heften sich die Thrombozyten an dieser Stelle fest aneinander und bilden so einen Thrombus, der die Gefäßöffnung wieder verschließt.
EINE FÜLLE AN AUFGABEN
.) Transportfunktion
Das Blut durchläuft wie oben
beschrieben 2 Kreisläufe, um einerseits mit Sauerstoff
angereichertes Blut zu den Zellen zu bringen und
andrerseits sauerstoffarmes wieder zurückzubringen, um es erneut mit Sauerstoff
zu „befüllen“
Es werden aber auch sämtliche Nährstoffe
über die Blutbahn hin zu
den Zellen transportiert, damit diese einwandfrei arbeiten können.
Gleichzeitig werden Abbauprodukte
des Stoffwechsels zum
Recycling oder zur Entsorgung gebracht.
Ebenso nützen die Immunzellen
die Blutbahn für einen
schnellen Transport ihrerselbst zu einem Infektionsherd. Somit trägt das Blut
auch zur Immunabwehr bei.
Hormone nutzen den Weg über die Blutbahn zu ihren Einsatzorten. Sie werden etwa vom Gehirn ausgeschüttet, um Reaktionen im Körperinneren hervorzurufen. Anders herum bringen Hormone über das Blut auch Informationen aus dem Körperinneren zum Gehirn.
Auch Organe kommunizieren untereinander über Hormone, um notwendige Aktionen zu veranlassen. Blut spielt also auch bei der Kommunikation im Inneren des Hundekörpers eine große Rolle
.) Wärmeregulation
Über das Blut wird der
Wärmehaushalt des Hundes kontrolliert. Ist dem Hund zu heiß, kann über
oberflächliche Blutgefäße Wärme abgegeben werden, ist ihm zu kalt, wird die
Wärme eher im Körperinneren gehalten, um die lebenswichtigen Organe vor
Abkühlung zu schützen.
.) Regulation des Säure-Basen-Gehaltes
Der pH-Wert des Hundes liegt
bei 7,3 bis 7,4. Dieser Wert muss konstant gehalten werden, damit sämtliche
Stoffwechselvorgänge im Körper vonstatten gehen können und das Milieu
gleichbleibt. Dazu werden Puffersysteme benötigt, die eventuelle Abweichungen
wieder ausgleichen können.
Ein Puffersystem läuft über die Atmung, ein zweites über die Niere. Es gibt noch kleinere, zwischengeschaltete Puffersysteme, die jedoch weitaus weniger effektiv arbeiten. Funktioniert eines der Systeme oder mehrere nicht mehr, kommt es letztlich zu einer Übersäuerung oder zu einem Überschuss an Basen im Organismus.
.) Wasserhaushalt
Jede Zelle braucht Wasser, um
uneingeschränkt arbeiten zu können. Mit Hilfe von Proteinen und Elektrolyten
halten Zellen im Gewebe den „Wasserstand“ stabil. Über das Prinzip der Osmose
wird Wasser aus dem Blut in die Zelle gesogen, kann aber auch wieder aus der
Zelle in das Blut abgegeben werden.
.) Wundheilung und Gewebeverschluss
Über Rezeptoren und
Botenstoffe wird bei einer Gewebeverletzung Alarm gegeben. Thrombozyten im Blut
gelangen an die Stelle der Verletzung, heften sich an die Gefäßwand, bilden
einen Thrombus und verschließen sie. Gleichzeitig wird über eine
Entzündungsreaktion die Wundheilung in Gang gesetzt. Der Thrombus wird wieder
abgebaut, wenn die Wunde verheilt ist.
BLUTGRUPPEN BEIM HUND – gibt´s die überhaupt?
Ja, die gibt´s.
Genau wie wir Menschen haben auch
Hunde unterschiedliche Blutgruppen.
Die Unterscheidung wird
aufgrund von Antigenen (Oberflächenproteinen) an den Erythrozyten getätigt, die
ganz nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zu bestimmten Antikörpern passen.
Bei Hunden werden an die 12
verschiedenen Blutgruppen beschrieben. Sie werden mit DEA („Dog-Erythrocyte-Antigen“)
gekennzeichnet, die häufigste Blutgruppe ist DEA 1.1.
In Folge werden die
Blutgruppen in DEA 1.0-Serie, DEA 3.0-Serie, etc. unterteilt.
Wie auch beim Menschen
unterscheidet man die Blutgruppen in positiv und negativ.
„Positiv“ bedeutet, dass ein
weiteres Antigen am Erythrozyten sitzt, „Negativ“ bedeutet, es ist kein weiteres
Antigen zu finden.
Bei einer Blutspende ist die
Blutgruppe DEA 1.1 negativ am geeignetsten, denn dieses Blut kann jedem anderen
Hund gegeben werden.
Andrerseits kann ein Hund mit
Blutgruppe DEA.1.1 positiv alle anderen Blutgruppen erhalten.
Erhält ein Hund zum ersten Mal in seinem Leben eine Blutspende, ist die Blutgruppe noch egal, weil noch keine Antikörper gebildet wurden. Bei einer zweiten Spende muss die Blutgruppe allerdings bekannt sein, da bereits Antikörper vorhanden sind und eine unpassende Spende mitunter schlimme Folgen haben kann.
Habt Ihr bereits einen Blutbefund Eurer Hunde in Händen, könnt Ihr diesen nun hoffentlich ein Stück weit besser interpretieren. Ihr wisst nun, welche Blutzellen gemeint sind und habt eher eine Vorstellung von den Konsequenzen, wenn die Werte außerhalb der Normbereiche liegen. Die Tierärztin oder der Tierarzt Eures Vertrauens erklärt Euch zwar sowieso die wichtigsten Dinge, aber ich finde es persönlich immer gut, wenn ich auch ungefähr weiß, worüber da gesprochen wird.
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