Bei
den warmen, ja geradezu sommerlichen Temperaturen, die schon im März und jetzt
im April vorherrschen, drängt es uns natürlich mit unseren Hunden ins Freie. Aber
nicht nur wir sind aktiv, sämtliche andere Lebewesen sind es auch – und so auch
die unbeliebte Zecke!
Dank
der vergleichsweise milden Temperaturen im Winter startete die Zeckensaison
heuer schon sehr früh, da diese Spezies bereits bei Temperaturen ab 7 – 8°C
aktiv wird. Ich konnte schon im Februar die erste krabbelnde Zecke vom
Schlumpfenbär (ja, so heißt er nun mal, der Kater :)) entfernen.
Aber so „grauslig“ Zecken sind, so faszinierend sind sie auch in einer gewissen Weise. Ich staune immer wieder, was die Natur so alles bereithält.
In unseren Breitengraden ist vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) bekannt. Er gehört wie auch die Auwaldzecke (Dermacentor reticularis) zur Familie der Schildzecken. Ein weiterer Vertreter dieser Familie und leider immer öfter in unseren Breitengraden anzutreffen ist die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus).
WAS MACHT DEN UNTERSCHIED?
Das
Männchen des Gemeinen Holzbocks
trägt ein schwarzes unbewegliches Rückenschild, einen Chitinpanzer, der den
gesamten Rücken umfasst. Das Weibchen besitzt ebenfalls dieses Schild, aber nur
im vorderen Bereich des Körpers. Der hintere Bereich ist weich und dehnbar,
trägt eine graue bis rotbraune Färbung und ist aufs 120fache an Volumen
vergrößerbar während einer Blutmahlzeit.
Die Auwaldzecke
unterscheidet sich durch
ein weißlich-marmoriertes Rückenschild, sie ist auch etwas größer als der
Gemeine Holzbock.
Die Braune Hundezecke
hat eine allgemein
rötlich-braune Färbung, die Beinpaare sind ebenfalls braun, sie ist die
kleinste unter den genannten Zecken. Sie befällt bevorzugt Hunde.
Zecken
gehören zu den Spinnentieren, zur Untergruppe der Milben. Sie besitzen 4
Beinpaare, also 8 Beine, und brauchen einen Wirt, um zu überleben.
Und
hier beginnt auch schon das Problem, denn die Wirtorganismen sind u.a. wir und
unsere Hunde!
VOM EI ZUR ZECKE
Das
vom Muttertier abgelegte, befruchtete Ei
entwickelt sich zur Larve. Diese ist
weichhäutig, geschlechtslos und mit bloßem Auge kaum bis gar nicht erkennbar.
Außerdem hat die Larve lediglich 6 Beine. Sie befällt kleinste Nagetiere und
startet ihre erste Blutmahlzeit. Danach verlässt sie diesen Wirt und zieht sich
zur 1. Häutung zurück, in der sie sich in einer mehrwöchigen Reifezeit zur Nymphe
entwickelt.
Diese
hat nun 8 Beine, ist ebenfalls noch geschlechtslos, aber bereits doppelt so
groß. Sie befällt nun für die nächste Blutmahlzeit Vögel, Eichhörnchen, Füchse
oder auch den Menschen, lässt sich danach wieder fallen und geht durch die 2.
Häutung in die nächste Entwicklungsstufe zur erwachsenen Zecke
über. Hier besteht dann auch die Geschlechtertrennung.
Die
männlichen Zecken sind in der Regel kleiner als ihr weibliches Gegenstück, nach
der Befruchtung des Weibchens sterben sie. Das Weibchen verendet nach der
Eiablage – und so schließt sich der Kreis.
NA DANN … MAHLZEIT!
Bevor
sich eine Zecke eine Mahlzeit gönnt, muss noch ein geeigneter Wirt gefunden
werden. Dafür nutzt das Tier ein ganz spezielles Werkzeug, das auf dem letzten
Segment des 1. Beinpaares sitzt.
Das „Haller´sche Organ“
reagiert gemeinsam mit anderen Sinnesorgane auf chemische,
physikalische und thermische Reize der Außenwelt. So kann die Zecke
Kohlendioxid aus der Ausatmenluft des Wirtes, Ammoniak aus dem Urin, Milchsäure
oder Buttersäure aus der Schweißsekretion des künftigen Wirtes wahrnehmen. Empfängt
die im Gras lauernde Zecke diese Substanzen, ist das quasi der Startschuss für
den Befall des vorbeikommenden Wirtes.
Nach
der Landung auf dem Wirt sucht sich die Zecke einen geeigneten Platz für ihre
Mahlzeit – vorzugsweise dort, wo die Haut verhältnismäßig dünn ist, da sie mit
ihren vorne „am Kopf“ sitzenden Schneidewerkzeugen zunächst mal die
Hautoberfläche aufritzen muss, um danach ihr „Saugrohr“ (Hypostoma) in die Haut
einführen zu können.
Nach
dem erfolgten Einstich wird ein Sekret in die Wunde abgesondert, das einerseits
die Blutgerinnung hemmt, um einen guten Blutfluss während der Mahlzeit zu
gewährleisten, und andrerseits Entzündungsreaktionen an der Einstichstelle
unterdrückt und das Schmerzempfinden des Wirts betäubt.
Bleibt
eine Zecke auf ihrem Wirt unentdeckt, kann sie sich ausgiebigst ihrer Mahlzeit
widmen, die bekanntermaßen einige Tage dauern kann. Ist die Zecke vollgesogen,
lässt sie sich von selbst fallen und zieht sich für die Eiablage zurück.
Die Zeitspanne des Saugaktes birgt eine gewisse Gefahr, denn je länger sie andauert, desto größer ist das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern, die sich in der Zecke befinden und die eine gewisse Zeit benötigen, um aktiv zu werden und von der Zecke in den Wirt überzugehen. Im Wirt selbst – in diesem Fall in unseren Hunden – lösen diese Erreger Erkrankungen aus, die wir teilweise schon lange kennen, wie z.B. die FSME oder auch die Borreliose, aber auch Krankheiten, die bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch als sogenannte „Reisekrankheiten“ galten, heutzutage aber schon in unseren Breitengraden Fuß gefasst haben.
Die Erreger (Babesien) sind Einzeller, die erst durch die Reizung des Nervensystems der Zecke während des Saugaktes aktiviert werden, in die Speicheldrüsen der Zecke einwandern, über den Zeckenspeichel auf den Hund übertragen werden und dort die roten Blutkörperchen befallen und sich darin vermehren. Dadurch werden die Blutzellen zerstört, die freigesetzten Erreger können andere, noch intakte rote Blutkörperchen befallen.
Die Zeit zwischen dem Anheften der Zecke und dem Übertragen der Erreger wird mit ca. 48 – 72 Stunden, die Zeit zwischen Infektion und Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) mit 5 Tagen – 3 Wochen angegeben.
Die Symptome sind vielfältig und reichen von anfänglich gestörtem Allgemeinbefinden, Fieber, Fressunlust bis hin zu Blut im Harn aufgrund der zerstörten roten Blutkörperchen und in schwersten Fällen Leber- und Milzvergrößerungen, epileptiforme Anfälle oder Lähmungen.
Sollte Euer Hund erste Anzeichen wie Müdigkeit, Unlust oder auch Fieber oder geschwollene Lymphknoten zeigen, die Ihr Euch nicht erklären könnt, denkt bitte auch an die Möglichkeit eines unbemerkten Zeckenbisses. Der Tierarzt kann über Bluttest, Erregernachweis und andere Untersuchungen eine Diagnose stellen und eine geeignete Therapie einleiten.
BLEIB WEG, DU ZECK!
Das Effektivste, unsere Hunde vor Zeckenbissen zu schützen, ist jedenfalls ein genaues Absuchen unserer Lieblinge und Entfernen von Zecken nach jedem Aufenthalt im Freien!!!
Die
Schulmedizin bietet eine Reihe von Zeckenschutzmittel in Form von Halsbändern,
Spot-on-Präparaten und auch zur oralen Einnahme an. Sie wirken entweder
abwehrend (repellierend), d.h. die Zecke will erst gar nicht auf den Wirt und
schon gar nicht ihn beißen, oder abtötend – dazu muss sich die Zecke allerdings
erst festsaugen, um das Gift aufzunehmen und daran zu verenden.
Stimmen
gegen diese Art der Prophylaxe werden immer lauter, noch dazu, wo manche Mittel
im Verdacht stehen, schwer gesundheitsschädigend für den Hund zu sein. Aber
ehrlich gesagt, bevor man seinen Hund dem Risiko aussetzt, an einer schweren,
durch Zecken übertragenen Infektion zu erkranken, sollte man sich den Einsatz
dieser Mittel doch überlegen, vor allem, wenn eine Reise in Risikogebiete
geplant ist. Eine Beratung mit dem Tierarzt Eures Vertrauens ist da durchaus sinnvoll,
er kann Euch auch über Präparate mit natürlichen Inhaltsstoffen informieren,
die es mittlerweile am Markt gibt.
Meine eigenen Erfahrungen sind dahingehend durchaus positiv. Einer meiner lieben Gasthunde – ein großer Blonder, 35 kg schwer, das Fell recht rau – präsentierte sich nach einem Spaziergang in einem nahegelegenen Wald als richtige Zeckenfalle. Schon vorm Einsteigen ins Auto entfernte ich an die 25 Stück von seinem Fell, daheim ungefähr ebenso viele, am nächsten Tag immer noch an die 10, teilweise schon festgesaugt, teilweise noch auf der Suche nach einer geeigneten Bissstelle. Also startete ich einen Versuch, verteilte großzügig Kokosöl über sein Fell und fuhr wieder in den Wald. Ihm schien es nichts auszumachen und das Auto duftete herrlich nach Kokoskuppeln.
Fazit: Nach diesem Spaziergang waren es nur mehr ganze 5 Zecken, die auf seinem Fell
krabbelten.
Die
Frage, ob es nun am Kokosöl liegt oder daran, dass er am Vortag schon sämtliche
Zecken eingesammelt hatte, bleibt hier unbeantwortet :)
Kokosöl wird aufgrund seiner gesundheitsfördernden Wirkung auch zur inneren Einnahme empfohlen, allerdings hat das keinerlei Effekt auf die Zeckenabwehr.
Das
zum Teil hochgepriesene Schwarzkümmelöl
ins Futter gemischt
möchte ich als Zeckenabwehr nicht empfehlen. Von einer Dauergabe, wie es in der
Zeckensaison nötig wäre, ist dringend abzuraten, da das Öl auf Dauer lebertoxisch
wirkt. Zur Gesundheitsunterstützung kann man es durchaus kurweise für 3 Wochen
und in kleinsten Dosen (tröpfchenweise) verabreichen.
Äußerlich
angewendet – 2-4 Tropfen auf ein Halstuch – kann man es als Zeckenschutz
durchaus versuchen.
Knoblauch hat eine bekanntermaßen gesundheitsfördernde Wirkung. Allerdings verträgt der Hund nur eine geringe Dosis (0,3g/kg Körpergewicht pro Woche), ob dabei eine zeckenabwehrende Wirkung eintritt, kann ich nicht beurteilen. Und die Geruchsfrage muss sowieso jeder für sich beantworten.
Bierhefe ist für Haut, Fell und Verdauung von Vorteil und soll das Hautmilieu dahingehend verändern, dass es für Zecken unattraktiv wird.
Kräuterzusätze im Futter (z.B. Rosmarin) arbeiten nach demselben Prinzip.
Ein paar wenige Tropfen ätherische Öle (z.B. Teebaumöl, Lavendel) kann man auf ein Halstuch träufeln und es dem Hund umbinden. Allerdings muss man unbedingt darauf achten, ob es der Hund aufgrund seiner Geruchsempfindlichkeit überhaupt akzeptiert.
Über Alternativen wie EM-Keramik und Bernsteinketten bildet Euch bitte selbst ein Urteil. Eine Wirkung kann ich hier weder bestätigen noch dementieren.
Das Wichtigste ist jedenfalls, unsere Hunde vor Zeckenbissen und deren etwaigen Folgen so optimal wie möglich zu schützen – Möglichkeiten gibt es derer genug! Der Spezies Zecke entkommen wir nun mal nicht, deshalb ist Vorsorge und Schutz unerlässlich!
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