PERSÖNLICHKEITEN

Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker……wir kennen diese Begriffe als Beschreibung von menschlichen Charaktereigenschaften. Eine Einteilung in verschiedene Typen von Temperament hat schon Hippocrates zu seinen Lebzeiten geschaffen, und im Lauf der Zeit sind viele unterschiedliche Theorien zu den humanen Persönlichkeitstypen erstellt worden.
Und natürlich hielt die Psychologie auch in die Hundewelt Einzug. Iwan Petrowitsch Pawlow erarbeitete bereits 1905 als Mediziner und Physiologe wichtige Grundlagen der Verhaltensforschung bei Hunden.
Neuere Modelle in der Hundepsychologie orientieren sich an einem Fünf-Faktoren-Modell aus der Humanpsychologie – den sogenannten „Big-Five“ – wobei beim Hund eher die ersten 3 verwertbar sind. Dabei wird über die 5 Parameter „Extrovertiertheit – Neurotizismus – Verträglichkeit – Offenheit – Gewissenhaftigkeit“ ein Persönlichkeitsprofil erstellt, anhand dem man die Ausprägung der verschiedenen Faktoren erkennen kann. Das mag eventuell für das Training von Hunden ganz interessant sein, da jeder Charakter auch einen individuellen Zugang zum Lernen hat.

Der „Ich muß – ich muß – ich muß“-Typ
„Ich muss….das Steckerl kriegen!“, „Ich muss….das Erdloch graben!“, „Ich muss…die Maus finden!“, „Ich muss….die Erste sein – egal wo!“, „Ich muss… den Vogel verbellen!“, „Ich muss…das Auto verjagen!“

Quasi aus dem eigenen Antrieb heraus und dem Drang, unbedingt etwas tun zu müssen, ist dieser Typ Hund ständig auf Achse. Beschäftigt ihn nicht der Hundehalter, beschäftigt er sich eben selber – Hauptsache, man bleibt in Bewegung! Es gibt 1000 Dinge zu erledigen, ein Tag hat aber nur ein paar Stunden, und alle Erledigungen müssen da rein gepackt werden .....  jeden Tag aufs Neue.

Für alle anderen Familienmitglieder mitunter äußerst anstrengend, scheint der „Ich muss…“-Hundetyp seine absolute Erfüllung in jeder aktiven Art von Zeitvertreib zu finden. Der Akku dieses Persönlichkeitstyps scheint sich niemals zu leeren, allenfalls genügt tagsüber ein kurzer Power-Nap, um die Batterien wieder zu füllen.

Dieser Hundetypus scheint auch nur geringes Vertrauen in die Beschäftigungsideen des Hundehalters zu setzen und überlegt sich lieber selber spannende Unternehmungen.

Die Erziehung des „Ich muss…“-Typs erfordert einerseits einiges an Kreativität, andrerseits ein unglaublich hohes Maß an Durchhaltevermögen, denn dieser Hundetypus will unterhalten werden. Stupides „Dahin-üben“ wird mit Ignoranz bestraft.

Obwohl unabhängig und selbstsicher in seinem Denken und Tun, hängt dieser Hundetypus sehr an seiner Familie und das zeigt er auch mit vollem Eifer. Es scheint, als könne sich diese Persönlichkeit nur im sicheren Rahmen des Familienverbandes zur Gänze entfalten.

Einen derartigen Hundetypus in der Familie begrüßen zu dürfen, ist eine klare Herausforderung, aber dennoch macht sie sich zu 100% bezahlt. Lässt man sich auf diesen Typ ein, kann ein wunderbares Team daraus hervorgehen.

Der  „Blümchen“-Typ

Diese Type liebt Ruhe und Harmonie. Sie erfreut sich an einem Spaziergang, am Spiel im Garten, an einem Nachmittagsschläfchen, an Besuchen  von anderen Familienmitgliedern oder Freunden, am Liegen in der Sonne und an allem anderen.
Etwas zurückgezogen, still, fast in sich gekehrt, aber über alle Maßen freundlich, sich über jede Streicheleinheit freuend lebt diese Persönlichkeitstype relativ unauffällig in der Gruppe und genießt schlicht das Dasein. Sich aufzudrängen fällt ihr gar nicht erst ein, über jede Aufmerksamkeit ist sie jedoch sehr dankbar und gemeinsame Unternehmungen machen sie froh.

Die Erziehung des „Blümchen“-Typs vollzieht sich praktisch von selbst. Dieser Typ Hund macht prinzipiell keinen Blödsinn, ist von sich aus brav und wohlerzogen, fällt niemals unangenehm auf.

Ihre Zuneigung schenkt sie jedem, der sie haben will, und auch allen anderen.

Der „Blümchen“-Typ ist die perfekte Ergänzung zum „Ich-muss“-Typ, denn er lässt den vertrackten, immer in Bewegung befindlichen Artgenossen sein, wie er ist. Hauptsache, man muss sich nicht selbst einbringen und kann von außen beobachten…. obwohl – manchmal ist mit ein Erdloch graben auch ganz lustig, aber nicht zu viel – nur ein bisschen…..

Der „Blümchen“-Typ ist selig in dem Wissen, im Rudel integriert zu sein und nicht übersehen zu werden, aber ständige Action braucht er nicht unbedingt zum Glücklichsein.

Der „Alles gut“-Typ
...ist mit (fast) jedem Freund – egal, ob zwei- oder vierbeinig

Dieser Hundetyp scheint etwas verlangsamt, aber nicht mangels vorhandener Intelligenz, sondern aufgrund der ihm angeborenen Weisheit, seine Energie nicht unnötig zu strapazieren.
Er ist allemal schlau genug, den richtigen Weg zum Futter zu finden oder seinen Willen durchzusetzen – nicht auffällig, eher subtil, aber immer zielführend.
Dieser Typus erscheint manchmal etwas tölpelhaft, vor allem in der spielenden, sich gegenseitig jagenden Gruppe, in der dieser Typus zwar nicht aktiv mitmacht, aber trotzdem mittendrin steht und überlegt, ob sich ein Mitmachen überhaupt rentiert und vor lauter Überlegen Gefahr läuft, über den Haufen gerannt zu werden.

Er drängt sich nicht auf, freut sich aber über Aufmerksamkeit, geht jener Wege, die ihm selbst interessant erscheinen, ist froh, irgendwo rumzuwandern und Spuren zu verfolgen oder rumzuliegen, - dösen ist  gut, egal wo – am Sofa, im Garten, bei Freunden

…und zu fressen. Jaja, Fressen ist eine der wenigen Tätigkeiten, in die er gerne Energie investiert.

….. ahja!!! Und Schattenspielen!!!! Der Schatten der kreisenden Arme von der sogenannten „Chefin“  während des Spaziergangs übt eine ganz eigene Faszination aus, und trotz nie eingetretenem Erfolg, den Schatten zu erhaschen, spielt dieser Typus Hund dieses Spiel bis ins hohe Alter. Welches Erscheinungsbild die mit den Armen rudernde Chefin von weitem abgibt, ist in diesem Fall völlig irrelevant.

Freunde des Zweibeiners sind auch seine Freunde und werden wohlgesonnen akzeptiert bis freudig begrüßt, alle anderen werden mehr oder weniger zur Kenntnis genommen. Besuche von anderen Vierbeinern werden neutral bis erfreut wahrgenommen, manchmal – bei besonders hübschen Besuchen – wird auch mal etwas Energie investiert in Form von Spiel und Spaß.

Erziehung ist irrelevant, weil der „Alles gut“-Typ sowieso tut, was er für nötig erachtet – in aller Ruhe, unaufgeregt, aber konsequent, versteht sich. Und in all seinem Tun liegt eine gewisse tiefergehende, ruhige Weisheit.

Akzeptiert man als Besitzer des „Alles gut“-Typs dessen Charaktereigenschaften, ergibt sich ein tolles Zweiergespann, das gleichberechtigt und in Augenhöhe miteinander kommuniziert.

Der „Weltschmerz“-Typ  
Die kleine Prinzessin auf der Erbse scheint immer in Erwartung schrecklicher Vorkommnisse: Das Spielzeug könnte entführt werden, man selbst könnte übersehen werden, der Passant am Gartenzaun könnte Böses im Schilde führen, es könnte auch die Sonne vom Himmel fallen…

Man sieht dieser Type förmlich an, wie sie all diese Befürchtungen mit sich herumschleppt. Mit ihren großen Glupschaugen erscheint sie immer etwas ängstlich und sensibel. Der Teufel sitzt allerdings im Detail, denn bei genauerer Betrachtung könnte man meinen, dieses Verhalten wird völlig bewusst und äußerst gezielt eingesetzt.
Sie fordert Aufmerksamkeit, aber zu ihren Bedingungen. Will sie hochgenommen werden, zeigt sie dies äußerst vehement. Hat sie ihren Willen durchgesetzt, ist ein plötzliches Unwohlbefinden durchaus im Bereich des Möglichen und ebenso der Wunsch, wieder auf den Boden gesetzt zu werden.

Es scheint, als könnte man dieser Type nie etwas so wirklich recht machen. Möglicherweise ist das tatsächlich der Haupt-Charakterzug dieser Persönlichkeit: Es fehlt immer die eine Kleinigkeit zum wahren Glück!

Für den Hundehalter ist dieser Typus Hund schwierig zu handhaben, denn sämtliche Versuche, diesem Hund die ultimative Zufriedenheit zu bieten, scheinen zu scheitern und im Laufe der Jahre erfüllt das gesamte Rudel ein Hauch von Resignation.
Trotz alledem stellt diese Persönlichkeit einen wichtigen und irgendwie auch unverzichtbaren Bestandteil des Rudels dar.

Der „Ich hab euch alle lieb“-Typ  oder auch „Blondie“-Typ
Diese Type ist das genaue Gegenteil vom „Weltschmerz“-Typ. Sie scheint immer glücklich. Streicheleinheiten zaubern ihr ein Lächeln ins Gesicht, bei Spaziergängen oder beim Spiel strahlt sie vor Freude. Sie sieht in allem etwas Schönes, scheint sich keine Gedanken über mögliche Gefahren zu machen. Für sie zählt einzig und allein, mittendrin in ihrem Rudel zu sein, überall dabei sein zu dürfen, beachtet und geliebt zu werden.

Sie macht beim Radau ihrer Hundeschwester vom „Weltschmerz“-Typ mit, ohne den wahren Grund dafür zu erkennen, sie vertraut darauf, dass die anderen wissen, was zu tun ist und warum. Manche mögen behaupten, dieser Typus erscheint etwas einfältig – ich behaupte, dahinter steckt der Instinkt, dass sich das Leben ohne Sorgen viel besser genießen lässt.

Es gibt kaum etwas, das diese Type traurig stimmt, sie scheint in allen Lebenslagen glücklich und zufrieden, lediglich Unstimmigkeiten im Rudel oder schlechte Laune gefallen ihr nicht so recht, die verscheucht sie dann mit ihrer „Strahlemann“-Aura (bloß beim „Weltschmerz“-Typ gelingt das nicht so recht….)

Sie ist quirlig und lebensfroh, die Erziehung dieser Type fällt sehr leicht, da sie sich sowieso am Zweibeiner orientiert und gefallen will – lediglich eine Maus, die ihren Weg kreuzt, kann die Folgsamkeit etwas beeinträchtigen.

Das Zusammenleben mit diesem Hundetypus bringt immer Freude und Frohsinn mit sich, es kann sich jeder glücklich schätzen, der so eine Persönlichkeit in seiner Familie beherbergt. So sieht Lebensfreude aus!

Jeder Hund hat seine ganz eigenen Eigenschaften und Merkmale, jeder Hund ist für sich eine eigene Persönlichkeit! Ich bin froh und dankbar, dass all die oben beschriebenen Charaktere Teil unserer Familie waren und sind!

Seid Ihr auch stolzer Besitzer einer 4beinigen Persönlichkeit? Berichtet doch darüber in den Kommentaren! Ich freue mich, Eure Geschichten zu lesen!